Fight the Power und 2033

Ich fange mit einer Buchempfehlung an: „2033“ von Bijan Moini ist vor kurzem erschienen. Ich durfte den Roman bereits vorab im Sommer lesen, fand es toll und musste noch gefühlt ewig warten, bis ich davon anderen erzählen kann. Jetzt geht das und ich finde immer noch, dass es eines der besten Bücher ist, die ich dieses Jahr gelesen habe. Spannend, politisch, motivierend und passend zur Zeit.
Das Buch spielt wenige Jahre in der Zukunft, wo eine Rechtsaußen-Partei die Kanzlerin stellt. Das könnte in einer Dystopie enden, tut es aber nicht.
"2033" ist ein Roman, der den Glauben an den Rechtsstaat in den Vordergrund stellt. Und aufzeigt, warum es sich lohnt, dafür zu kämpfen.
Im normalen Leben ist Bijan Moini bei der Gesellschaft für Freiheitsrechte verantwortlich für viele Verfassungsklagen und aktuell dem AfD-Verbots-Gutachten. Ich schätze ihn sehr, weil er juristische Fragestellungen gut verständlich erklären und einordnen kann und dabei (fast) immer Hoffnung vermittelt.
Jo Schück (ZDF-aspekte) hat auf der ÖRR-Literaturbühne im Rahmen der Buchmesse mit Bijan über das Buch und Möglichkeiten zum Widerstand gesprochen. Das Gespräch gibt es hier (ab 1:22 h):
Big Tech regulieren @ Reeperbahnfestival
Mitte September fand in Hamburg wieder ein re:publica - Showcase im Rahmen des Reeperbahnfestivals statt. In diesem Rahmen habe ich über "Fight the Power - Big Tech Regulierung, aber richtig" gesprochen.
In den 40 Minuten gibt es einen Überblick auf unterschiedliche Hebel und Debatten, wie man die Machtkonzentration begrenzen könnte - vom Datenschutz über den Digital Services Act bis zum Providerprivileg.
Ticketverkauf für die re:publica 26 ist gestartet
Vom 18.-20. Mai 2026 findet die kommende re:publica statt. Jetzt gibt es bereits die vergünstigten Early Bird - Tickets im Vorverkauf, solange der Vorrat reicht. Wir haben auch schon ein super Motto, das verkünden wir aber erst später. Mitte November startet wieder der Call for Participation - dieser läuft dann bis Mitte Januar.

re:publica x New Fall Festival in Düsseldorf
Wer solange nicht warten will und in NRW wohnt, kann die re:publica bei einem Gastauftritt am 31. Oktober und 1. November in Düsseldorf besuchen.
Wir bespielen 1,5 Tage im Rahmen des New Fall Musik-Festivals drei Bühnen im NRW-Forum und ich freue mich auf ein abwechslungsreiches Programm. Das beste ist: Der Eintritt ist frei!

Ich diskutiere dort u.a. über "Digitale Räume für Demokratie" und über "Digitale Souveränität - Wer gestaltet die digitale Zukunft?". Praktischer Nebeneffekt: Endlich mal in einer Speakerliste mit Róisín Murphy stehen.
Was ich spannend fand
Ein internationales Medien-Netzwerk hat wieder neue Überwachungsunternehmen und ihre Methoden enttarnt. Auch dieses Beispiel zeigt wieder anschaulich, dass skrupellose Akteure alles machen, was technisch möglich ist:

Der österreichische Standard hat eine deutschsprachige Einordnung:

Die Zukunft der Überwachung kann man leider immer schon vorab in repressiven Regimen sehen. Bei Arte wird der Einsatz biometrischer Videoüberwachung und die Mitwirkung westlicher Unternehmen in Kasachstan gezeigt:
Biometrische Videoüberwachung im öffentlichen Raum droht uns auch in Deutschland im Rahmen des "(Un-)Sicherheitspakets", das Alexander Dobrindt gerade vorbereitet.
Zu dem Teilaspekt, ob ein biometrischer Abgleich zwischen Aufnahmen von Überwachungskameras und im Internet verfügbaren Bildern ohne Verwendung einer Datenbank möglich ist, hat Algorithmwatch gerade ein Gutachten veröffentlicht.
Das Ergebnis ist natürlich keine Überraschung: Nö.

Mario Sixtus hat eine Dokumentation über die Frage gedreht, welche Auswirkungen die vielen Erzeugnisse generativer KI auf das Internet haben könnte:
Bleiben wir einfach bei Arte und zur Auflockerung gibt es hier noch den Hinweis auf eine Kate Bush - Dokumentation:
Wie geht es dem Datenschutz?
Der Datenschutz ist besser als sein Ruf. Er wird nur kaum durchgesetzt. Darüber habe ich mit WDR5 gesprochen.
Das Gespräch fand anlässlich der 25. Big Brother Awards statt. Der Negativpreis zeichnet Unternehmen und Akteure aus, die sich leider beim Abbau von Datenschutzrechten verdient gemacht haben.
Mit dabei sind auch immer unsere Innenminister mit ihren vielen Überwachungsgesetzen - die im Anschluss immer mühsam und nachträglich vom Bundesverfassungsgericht mindestens in Teilen für verfassungswidrig erklärt werden.
Aber vor allem werden wir von privaten Akteuren überwacht und das geht zu Lasten unserer Rechte und unserer Sicherheit. Und die Politik handelt zu wenig, um unsere Rechte zu sichern. Das Interview gibt es hier.

Einige Termine in den kommenden Wochen
Über "Demokratie im Feed - Entscheidet TikTok über unsere Demokratie?" diskutiere ich am 24. Oktober in München im Rahmen der Medientage München.
Um "Mächtig. Global. Undemokratisch? Wie Digitalkonzerne unsere Gesellschaft prägen" geht es am 29. Oktober an der Universität Köln im Rahmen des KölnAlumni Talk. Der Eintritt ist frei.
Am 6. November bin ich in Karlsruhe zu Gast. Im Rahmen der Wissenswoche ANYMOS halte ich eine Keynote zum Thema „Warum braucht unsere Gesellschaft Cybersicherheit?“ und diskutiere im Anschluss über die gesellschaftliche Bedeutung von Daten, Anonymität, digitale Souveränität. Der Eintritt ist frei.
Anfang Oktober fand in Bonn das von mir mitkuratierte dritte b° future Festival für Journalismus und konstruktiven Dialog statt. Ausgewählte Sessions werden in den kommenden Wochen und Monaten als Podcast erscheinen. Wer nicht dabei sein konnte: Das vierte b° future findet vom 1.-3. Oktober 2026 statt.
Meine Arbeit wird aktuell über das Zentrum für Digitalrechte und Demokratie finanziert. Mit einer Spende oder Dauerauftrag kannst Du mich dabei unterstützen, mein neues Team weiter aufzubauen und mehr Wirkung zu zeigen.
Das war es mit dieser Ausgabe. Ich freue mich immer über Feedback.
Ich bleib dabei: Eine bessere digitale Welt ist immer noch möglich.
Markus