Mehr zukunftsorientierten Journalismus wagen

Mehr zukunftsorientierten Journalismus wagen
Das b°future Festival in Bonn wird wieder toll!

In diesem Newsletter geht es heute um verschiedene Themen.

Von Donnerstag bis Samstag findet in Bonn das von mir mitkuratierte b° future festival für Journalismus und konstruktiven Dialog statt.

Bereits zum dritten Mal kuratiere ich zusammen mit Ellen Heinrichs und dem Bonn Institute das #bff25. Wir bringen viele Menschen zusammen, die sich für einen zukunftsorientierten Journalismus einsetzen.

Das Motto in diesem Jahr ist auch der KI-Debatte gewidmet: "Echter Journalismus. Echte Menschen."

Das Festival ist zugleich Fachkonferenz und offen fürs Publikum. Wir wollen Journalismus offener und transparenter machen: Ein Teil des Programmes findet offen zugänglich an Orten wie dem zentralen Bonner Münsterplatz oder dem Haus der Bildung statt.

Der Donnerstag startet mit Deep-Dives zu journalistischen Fragestellungen. Die Haupttage sind Freitag und Samstag. Es gibt viele spannende Programmpunkte, für die man kein Festivaltiucket braucht.

Am Freitag Nachmittag diskutiere ich um 14 Uhr auf dem Münsterplatz mit dem Mediziner Eckart von Hirschhausen und NRW-Medienminister Nathanael Liminiski über "Fakten, Fake und Verantwortung: Wie gehen wir mit Desinformation um?". Um 17:45 dann mit Gavin Karlmeier und Stefanie Michels über das richtige digitale Leben im falschen: "Facebook & Co: Should I Stay or Should I Go?"

Am Samstag unterhalte ich mich um 14:45 Uhr mit Jens Flosdorff von der EU-Kommission im Haus der Bildung über europäische Öffentlichkeiten sowie den Unterschieden zwischen Brüssel und Berlin: Die EU als Labor für konstruktiven Dialog – wie geht es weiter?

Kommt vorbei, informiert Euch und diskutiert mit.

Für ein souveränes Internet: Zeit, das Fediverse zu fördern.

Die vergangenen Wochen haben wir mit dem Zentrum für Digitalrechte und Demokratie einen Plan geschrieben.

Unsere digitale Öffentlichkeit ist heute von wenigen Konzernen abhängig. Algorithmen befeuern Empörung und Desinformation, während Daten im großen Stil gesammelt und verwertet werden. Das ist ein Risiko für unsere Demokratie.

Doch es gibt eine echte Alternative: das Fediverse. Das Fediverse ist das Internet, wie es sein sollte: offen, dezentral und gemeinwohlorientiert. Es gibt uns die Kontrolle über die digitale Öffentlichkeit zurück – lasst uns diese Chance nutzen.

Damit das gelingt, braucht es politische Förderung:

1. Schluss mit Big-Tech-Abhängigkeit: Das Fediverse braucht gezielte Förderung – mit überschaubaren Mitteln, aber großem Hebel für Demokratie und Innovation.

2. Staatliche Vorreiterrolle: Behörden, Medien und Bildungseinrichtungen sollen eigene Instanzen betreiben – unterstützt durch Infrastruktur, Beratung und rechtliche Klarheit.

Denn die Zukunft der Demokratie entscheidet sich auch im Netz – und dafür brauchen wir ein starkes Fediverse. Das kann die europäische Plattform schaffen, von denen Medienpolitiker:innen immer träumen.

Um die Debatte mal von "man müsste mal fördern" weiter zu entwickeln, haben wir einen konkreten Plan vorgelegt, wie ein Förderprogramm aussehen kann. Jetzt ist die Politik gefragt. Die kann jetzt konkret danach gefragt werden.

Unser Bildungssystem ist sehr weit weg von digitaler Souveränität. Das ist selbstverschuldet und muss ein Ende finden.

In der vergangenen Woche hatte ich die Ehre, zusammen mit Caja Thimm im Eröffnungspanel der Konferenz des Forum Bildung Digitalisierung darüber zu diskutieren.

Es gibt viele Wege aus der Misere.

Ich verstehe einfach nicht, warum man heute immer noch Lehrer:in werden kann, ohne dass man im Studium die Vermittlung von Digitalkompetenzen gelernt hat.

Landesregierungen sind oftmals überfordert, zukunftsfähige Schulsoftware entwickeln zu lassen. Das sorgt für Frust bei Lehrer:innen, die diese nutzen müssen und kostet die Steuerzahler:innen sehr viel Geld (ein dreistelliger Millionenbetrag wurde allein in NRW versenkt).

Ein gemeinsames Ökosystem auf Basis offener Standards und als Open-Source entwickelt, könnte hier wegweisend für den Weg in die digitale Souveränität sein. Aber dem steht oft das "Kooperationsverbot" im Weg.

Schüler lernen seit mehr als einer Generation, wie Microsoft Produkte angewendet werden. Wir haben uns von einem einzigen Unternehmen massiv abhängig gemacht, das die Konditionen vorgibt und gerne die Lizenzgebühren erhöht.

Guter Digitalunterricht ist in Deutschland immer noch abhängig von der Motivation und dem Engagement einzelner Lehrer:innen. Ich möchte ihnen allen Danken! Aber wir sollten uns darum kümmern, dass das kein Glücksfall bleibt, sondern die Regel wird.

Kristina Beer hat Caja Thimm und mich für Heise-Online dazu interviewt.

Missing Link: Tech-Monopole gegen digitale Souveränität an Schulen
Digitale Souveränität fängt in der Schule an. Offene Plattformen sollen Microsoft und Apple ersetzen. Und was ist mit Informatik-Unterricht? Ein Gespräch.

Unser Kulturstaatsminister hält jetzt Internetreden mit einem KI-Avatar.

Aus der Geschichte politischer Kommunikation im Netz gibt es eine Regel: Kommt eine neue Technologie auf dem Markt, ist es eine gute Möglichkeit, sich als erster damit im Rahmen eines PR-Stunts zu positionieren.

Danach wird recht schnell das Interesse daran verloren. Auch weil der Alltag damit nicht mehr die Medienaufmerksamkeit bringt und die konkrete Anwendung entscheidet. Das habe ich in den vergangenen fast 30 Jahren sehr häufig erlebt.

Unser Kulturstaatsminister Wolfram Weimar hat jetzt den "Weimatar" auf das Internet losgelassen, einen KI-Avatar, der seine Reden automatisiert übersetzt ins Internet sendet.

Ich bin etwas skeptisch, ob das richtig durchdacht ist und ob das passend für die Rolle ist. Wir leben in Zeiten, wo sich der halbe Kulturbetrieb Sorgen macht, demnächst die eigenen Jobs wegen solcher Technologien zu verlieren.

Ich sehe jetzt auch nicht die Zielgruppe, die seine Meinungen zu Tiktok auf Mandarin verfolgen will.

Ich freu mich aber auf die angekündigte Debatte, über die Auswirkungen von KI auch auf den Kulturbetrieb zu diskutieren. Sofern diese auch kommt. Bis dahin bleibt es eben ein PR-Stunt. Darüber hat sich die 3sat Kulturzeit mit mir unterhalten:

30 Jahre Kulturzeit - Kann Kunst die Welt retten?
Die Themen der Kulturzeit vom 25.09.2025: Milo Rau und Katja Riemann, der “Weimatar”, Schirn, “Die Holländerinnen”, “Der Rosenkavalier”.

Digitalpolitik prominent in der ARD

"Bericht aus Berlin" kommt jeden Sonntag in der ARD. Zum allerersten Mal, zumindest soweit ich mich erinnern kann, war die Digitalpolitik das Thema der Sendung. Glücklicherweise haben wir jetzt ein Digitalministerium, was sich dafür anbietet.

Ich war als Stichwortgeber eingeladen, um ein paar Punkte für die Einführung des Gespräches mit Karsten Wildberger einzuordnen. Ich finde ja, dass langsam die Zeit der Ankündigungen vorbei ist und wir mal konkrete Ergebnisse sehen wollen.

Bericht aus Berlin - hier anschauen
Auf der Suche nach dem modernen Staat Umständliche Vorschriften, unverständliche Formulare und unnötige Doppelarbeit: Bürger und Unternehmen stöhnen gleichermaßen über lähmende Bürokratie. Was sind die größten Probleme, und wie kann…

Was digitale Souveränität mit Green AI zu tun hat.

"Jenseits von Big Tech: Warum Europa digitale Souveränität jetzt braucht" war das Thema meiner Keynote auf dem Green-AI-Day der Wirtschaftsförderung Region Stuttgart. Dabei habe ich den großen Bogen zwischen Nachhaltigkeit und Autonomie gespannt. Darum ging es:

Unsere digitale Infrastruktur ist abhängig von wenigen Tech-Konzernen. Das macht uns verwundbar – politisch, ökologisch, ökonomisch.

- Tech-Oligarchen im Silicon Valley unterstützen offen autoritäre Kräfte und beeinflussen politische Prozesse weltweit.

- Plattformen entscheiden per Algorithmus, welche Stimmen sichtbar sind – weitgehend ohne demokratische Kontrolle.

- Künstliche Intelligenz verbraucht riesige Mengen Strom und Wasser – ohne Transparenz und ohne Rechenschaft.

Das ist keine Zukunftsangst. Das ist Realität. Digitale Souveränität ist kein technisches Detail. Sie ist die Grundlage für Nachhaltigkeit, Demokratie und gesellschaftliche Selbstbestimmung.

Wir brauchen:

✅ Offene Standards und echte Wahlfreiheit

✅ Nachhaltige Cloud- und Rechenzentren in Europa

✅ Demokratische Kontrolle über KI – transparent, fair, gemeinwohlorientiert

✅ Einen „Euro-Stack“: ein europäischer Bauplan für digitale InfrastrukturEuropa kann Vorbild sein. Aber nur, wenn wir jetzt handeln – entschlossen, nachhaltig, demokratisch.

Und dabei die Frage gestellt: Wollen wir, dass Algorithmen über Demokratien entscheiden? Oder dass Demokratien über Algorithmen entscheiden?

Möglicherweise poste ich die Rede demnächst mal in Gänze.

Wie gehts weiter mit TikTok?

Das Thema meines letzten Newsletters war die zu erwartende digitale Gleichschaltung durch eine mögliche Übernahme von TikTok durch US-Investoren aus dem Umfeld von Donald Trump. Das Wording und das Framing wurden in der deutschen Debatte oft übernommen, was mich gefreut hat, weil ich finde, dass wir bestimmte Entwicklungen konkreter benennen müssen.

Der Deal ist immer noch nicht nicht abgeschlossen, soll aber Ende Oktober bei einem Treffen zwischen China und den USA abgeschlossen sein. In diversen Interviews konnte ich das alles einordnen, hier sind zwei Beispiele:

TikTok-Deal von Trump und Xi: “Wir erleben eine mediale Gleichschaltung”
Eine Einigung zwischen China und den USA wäre “das letzte Puzzlestück” für Trump, um alle digitalen Öffentlichkeiten zu kontrollieren, erklärt Digitalexperte Beckedahl.
Digitale Souveränität: “Die Zukunft der EU liegt hoffentlich in offenen Systemen”
Markus Beckedahl (netzpolitik.org und Zentrum für Digitalrechte und Demokratie) zu Tik Tok in den USA und digitaler Souveränität in phoenix der tag am 19.09.2025 um 23:00 Uhr

Mittlerweile ist noch bekannt geworden, dass der Sohn von Rupert Murdoch Teil des Konsortiums ist. Ich kenne ihn nur aus Succession, er soll noch konservativer als sein Vater sein. Das ist auch eine Leistung.

China soll an den Erlösen zur Hälfte beteiligt werden. Das erklärt auch die eher niedrigen Milliardenbeträge für den Kauf, die bisher aus Kreisen kommuniziert worden ist. Immer noch gilt: Die Auswirkungen auf TikTok bei uns sind ziemlich offen. Aber man muss in heutigen Zeiten immer vom Worst Case oder darüber hinaus ausgehen. Schöne neue Welt.

Meine Arbeit wird aktuell über das Zentrum für Digitalrechte und Demokratie finanziert. Mit einer Spende oder Dauerauftrag kannst Du mich dabei unterstützen, mein neues Team weiter aufzubauen und mehr Wirkung zu zeigen.

Das war es mit dieser Ausgabe. Ich freue mich immer über Feedback.

Eine bessere digitale Welt ist immer noch möglich.

Read more

Trump-Schutzschirm wirkt: EU-Kommission suspendiert Kartellverfahren gegen Google – und schadet damit dem fairen Wettbewerb in Europa

Trump-Schutzschirm wirkt: EU-Kommission suspendiert Kartellverfahren gegen Google – und schadet damit dem fairen Wettbewerb in Europa

Die Entscheidung der EU-Kommission, ob Google gegen europäisches Wettbewerbsrecht verstoßen hat, war eigentlich für Anfang September erwartet worden. Im Kern geht es um die Frage, ob der US-Konzern Alphabet den Markt für Internetwerbung dominiert und seine Macht missbraucht hat (Art. 102 AEUV). Die europäischen Verträge wollten genau das verhindern: dass

By Markus Beckedahl